Toller Abend im Coworking Space: Die Buchpremiere meiner Kurzgeschichtensammlung „Feuergott“ war ein großer Erfolg! Nachdem ich den Gedichtband Wolfstage mehr still und heimlich auf dem Markt geworfen hatte, habe ich für Feuergott richtig dicke Werbung gemacht. Aber Klappern gehört ja bekanntlich zum Handwerk und wenn man an so einem ungewöhnlichen Ort wie dem Coworking Space lesen will, kann man gar nicht laut genug klappern.

Wer noch nichts von Coworking gehört hat: Das ist in etwa ein tage-, wochen- oder monatsweise anmietbarer Schreibtisch in einem Großraumbüro. Gedacht ist das Ganze für Selbstständige wie mich, die keine Kollegen haben und nicht immer zuhause am PC sitzen wollen. Beim Coworking Nürnberg haben die Betreiber auch ein Auge auf den Kreativsektor. So gibt es immer wieder Musik- oder Theaterveranstaltungen, Spieletreffs usw. ganz außerhalb des eigentlichen Bürobetriebs. Und eben seit kurzem auch Literatur, woran Karin Melde von der Wortbinderei und meine Wenigkeit nicht ganz unschuldig sind.

Natürlich fiebert man einer Buchpremiere entgegen – schließlich macht man das nur einmal pro Buch, und jede weitere Lesung ist halt „nur“ eine Lesung. Entsprechend aufgeregt war ich, als ich am 22. November gegen halb sechs dort mit meinen Büchern aufkreuzte. Würden genügend Leute kommen? Würden die ausgewählten Texte dem Publikum gefallen?

Noch glich der Space mehr einem Büro, als einer tollen Location für Lesungen. Aber ruckzuck hatte das Team den Raum umgebaut und mit Beleuchtungseffekten eine wunderbare Bühne und einen großzügigen Zuschauerraum gezaubert. Voll Panik fiel mir auf, dass ich mich ja komplett in Schwarz gekleidet hatte, und mich wohl vor dem schwarzen Vorhang nicht besonders gut abheben würde. Aber für einen Hemdwechsel war es zu spät. Nächstes mal werde ich dran denken!

Das Team um Felix und Franka hatten dann ein paar Tage vorher auch noch den tollen Michael Lederstatter aufgetrieben, der die ganze Lesung mit exzellentem Gitarrenspiel und Gesang auflockerte. Ich hatte extra dafür das Programm umgestellt und vier Leseblöcke zu je 12 bis 15 Minuten zusammen gestellt, je zwei mit einem musikalischem Intermezzo unterbrochen und in der Mitte eine Pause von etwa 20 bis 25 Minuten, damit sich die Leute etwas die Beine vertreten und Getränke fassen konnten.

Obwohl noch am Nachmittag leider ein paar krankheitsbedingte Absagen von Leuten kamen, die ganz fest zugesagt hatten, war es kurz vor Beginn doch schön voll geworden. Das Publikum war ganz gemischt: Ältere, Jüngere, Leute die ich aus Schreibwerkstätten oder anderen literarischen Veranstaltungen kannte, aber auch Menschen die ich vorher noch nicht getroffen hatte. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Nürnberger Nachrichten die Lesung in ihrem Extra-Teil als Tipp des Tages groß gebracht hatten.

Und schon war auch gar keine Zeit mehr Lampenfieber zu haben: Franka vom Coworking Nürnberg stellte Michael und mich dem Publikum vor, Michael spielte zur Einstimmung, und dann kam auch ich schon dran. Begonnen habe ich mit der Titelgeschichte „Feuergott“, die ganz gut ankam, obwohl ich vielleicht noch etwas verkrampft gelesen hatte. Dann kam „Ein netter älterer Herr“ und das war dann auch schon lockerer und das Publikum ging schön mit. Mit „Fleischeslust“ hatte ich dann alle gepackt und die Zuhörerschaft lachte lauthals. Anschließend gab es wieder schöne Musik von Michael.

Aufgrund der tollen Werbung der NN habe ich am Nachmittag noch die ursprünglich vorgesehen Geschichte „Der letzte Tag“ gegen „Shivas Spiegel“ ausgetauscht, schließlich wollte ich keinen enttäuschen, der extra wegen dem Mann, der im Spiegel verschwand, gekommen war. Danach gab es wieder viel zu lachen mit der Story vom „Seltsamen Beruf“ – ein Stück wie aus dem richtigen Leben. Die große Pause nutzen sowohl Zuhörer als auch Vorleser zu intensivem Getränkenachschub.

Den zweiten Teil des Abends begann ich mit der sehr ernsten Geschichte „Koma“ die das Publikum sehr beeindruckt hat. Es kam sogar eine ganz spontane Nachfrage, ob ich da ein eigenes Erlebnis verarbeitet habe. Nach diesem ernsten Thema lockerte ich erst mit „Sein letztes Bild“ die Stimmung auf, um dann mit „Dosenwurst“ meinen schwarzen Humor unter Beweis zu stellen. Ich fürchte, der eine oder andere wird künftig etwas sorgfältiger beim Einkauf auswählen!

Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo mit Michael las ich noch meinem Klassiker „Wenn du noch weinen könntest“ um den Leseteil des Abends mit dem Märchen „Blattmusikanten“ (hier die Rohfassung „Der Kaktus“) zu beschließen. Michael ließ den offiziellen Teil dann noch mit etwas Musik ausklingen. Ich bereitete im Hintergrund meinen Büchertisch vor, wo das Publikum am Ende doch tatsächlich Schlange stand, um mein Buch zu erwerben und von mir signieren zu lassen.

Alle waren begeistert, das Coworking Team war happy und ich schwebte im siebten Himmel. Den Abend ließ ich dann noch mit ein paar Freunden bei einem Bier ausklingen. Und für nächstes Jahr gibt es auch schon Lesungsanfragen …

Alle Bilder © Ina Radzioch, wenn nicht anders angegeben!