Dienstach Nacht klingelt’s an der Tür. Ich denk’ mir nix, mach auch nich’ auf. Könnt’ ja jeder. Außerdem ham die Jungs aus der WG gesacht: »Witte«, hamse gesacht, »lass niemand rein, wenn wir nicht da sind!«
Wachen. Schlafen. Schlafen und Träumen. Und wieder Wachen. Sonnenlicht glitzert durch Bäume. Blätter fast so groß wie seine Hand. Schatten spielen Fangen mit den Sonnenstrahlen auf seinem dunklen Gesicht. Seine Augen sind geschlossen, die Füße hat er auf die Parkbank hochgelegt. Der Duft von trockenen Gräsern und das Summen der Insekten erinnern ihn an zu Hause. Träumen – schlafen – vergessen. Die Parkbank und der Sonnenschein machen es ihm leicht.
„Nun zier dich nicht so, Mäuschen! Papa ist mal wieder in Stimmung.“ Mit einem Grunzen setzte sich Günther auf den Küchenstuhl, sein dicker Bauch quoll unter dem zu knappen T-Shirt hervor. Lüstern beobachtete er, wie Helga in ihrem dünnen Sommerkleidchen vor der Küchenzeile hin und her huschte, während sie das Abendessen vorbereitete.
Frau Dittmer? Die soll das gesagt haben? Nein, das glaube ich nicht, die lügt doch schon, wenn sie den Mund aufmacht. Ich meine: die und ihr ekliger kleiner Pudel! Hat immer an unsere Ladentüre hingepinkelt. Würden Sie denn so einer glauben, Herr Kommissar?
Das Zimmer riecht nach kaltem Zigarettenrauch und zu viel Parfüm. An der Rückwand steht die ganze Technik: Kamera, Bildschirme und PCs. Ein Bildschirm zeigt den laufenden Chat, ein Zweiter eine Großaufnahme des Betts.
Man sah es ihm nicht an. Nicht, dass man so etwas irgend jemand angesehen hätte. Aber wenn – dann ihm ganz bestimmt nicht. Er war einfach nur ein netter älterer Herr um die 60, mit grauem, kurz geschnittenem Haar, wachen blauen Augen und vielleicht etwas zu buschigen Augenbrauen in einem Gesicht, das weder besonders faltig noch besonders glatt wirkte.
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