Wie viele waren es diesmal, sieben Milliarden? Antonius hatte aufgehört zu zählen, es machte ihn müde. Er lehnte an einer Balustrade hoch über der größten Stadt des Planeten und starrte auf die Zerstörungen. Die einstmals prächtigen Häuser lagen in Schutt, Stahlstreben ragten wie Skeletthände dazwischen hervor. Zwischen den Schuttkegeln sah er die Reste von Fahrzeugen, mit denen die Bewohner zu fliehen versucht hatten. Das Ergebnis ist immer das gleiche, dachte er, alle tot und die Seelenfänger hatten reiche Beute.
Als er ein Geräusch hinter sich hörte, drehte er sich um. Komar ließ sich ächzend vor ihm aufs Pflaster plumpsen. "Macht es dir immer noch Spaß die lokalen Lebewesen zu imitieren?" fragte er. Komar, der die Gestalt eines vierbeinigen Tieres mit langem Schweif und einem mächtigen Haarschopf angenommen hatte, zeigte eine Reihe gefährlich aussehender Zähne. "Und du? Immer noch der Todesengel?" knurrte er. Antonius zuckte mit den Schultern. "Es macht die Sache leichter, wenn du ihre Mythen und ihre Albträume benutzt." Komar nickte und leckte sich über das Maul. "Eine gute Ernte, sagen die Fänger."
Antonius schauderte, trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und schlug kurz mit seinen langen schwarzen Flügeln um die gelben, faulig stinkenden Nebelschwaden zu vertreiben. "Ich weiß nicht" sagte er und drehte sich wieder zu der zerstörten Stadt. "Sie waren gut, Künstler und Denker, gerade an der Schwelle vom Chaos zum Wissen. Es wäre spannend gewesen zu erfahren, was aus ihnen geworden wäre."
"Du wirst alt" meinte Komar "Vielleicht solltest du dich zur Ruhe setzen und das Seelenernten Jüngeren überlassen." Antonius blickte ihn an: "Ja, vielleicht."